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Ziele und Methoden der Archäologie

Was will die Archäologie?

«Wie es damals war» – das möchten die Archäologinnen und Archäologen erzählen können. Im Kern geht es ihnen also darum herauszufinden, in welchen Behausungen Menschen einer bestimmten Zeit lebten, wie ihre Umwelt beschaffen war, wovon sie sich ernährten, welche Geräte für welche Zwecke sie herstellten, wie sie sich organisierten, vielleicht sogar, was sie glaubten, dachten, erzählten. Basis für alle Aussagen in der Archäologie sind materielle Reste, die aus einer bestimmten Zeit erhalten geblieben sind: Gefässe, Werkzeuge, Reste oder Spuren von Bauten, Gräber usw.

Vermehrt wichtig wurden in den letzten Jahren soziale Aspekte: die Frage nach sozialen Unterschieden und politischen Hierarchien, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, die Rolle von Kindern und alten Menschen usw.
Was hingegen ganz oder weitestgehend fehlt, sind wichtige Bereiche wie Sprache, Erzählungen, Lieder, Tänze. Lediglich aus der Römerzeit und aus dem Frühmittelalter sind einige Texte erhalten. Mit archäologischen Mitteln ist also immer nur ein Ausschnitt aus einer komplexeren Wirklichkeit erkennbar. So können die Archäologinnen und Archäologen zwar aufgrund der erhaltenen Reste sagen, wann in welcher Region Menschen eine sehr ähnliche materielle Kultur hatten, ähnlichen Hausrat, ähnliche Siedlungen etc. Wie die damaligen Menschen diese Ähnlichkeit wahrnahmen und deuteten, bleibt hingegen unklar. Sahen sie sich als Teil einer grösseren Einheit? Und welches war für sie diese Einheit: der Stamm? ein Volk? Oder war für sie das Dorf oder vielleicht die Talschaft die grösste relevante Einheit?

Die Wissenschaft konzentriert sich also darauf, die kulturgeschichtliche Entwicklung zu erforschen und zu interpretieren. Sie verwendet dabei den Hilfsbegriff «Kultur», der sich über das Merkmal «ähnlich / gleich» definiert. Findet man bei Ausgrabungen in einem Gebiet immer wieder die gleichen Gefässtypen, die gleichen Gerätschaften, die gleichen Hausformen, bezeichnet man solche Ensembles als «Kultur». Diese Einheiten werden üblicherweise nach wichtigen Fundstellen oder typischen Elementen der materiellen Kultur benannt: Bandkeramik, Pfyner Kultur, Horgener Kultur, Glockenbecher-Kultur, Urnenfelderkultur, Latène-Kultur usw.

Wie bestimmen Archäolog/innen das Alter von Funden?

Um die Fundstellen zu datieren und die Kulturentwicklung zu verstehen, machen sich die Archäologinnen und Archäologen die Tatsache zu Nutze, dass sich der Hausrat in seiner Zusammensetzung und die Gerätschaften in ihrer Form über die Zeiten veränderten. Daraus ergibt sich eine Abfolge der Kulturen.

Stratigrafie, zu Deutsch «Schichtbeschreibung», ist ein zweites Arbeitsinstrument. Es nutzt eine Erfahrung, die wir noch heute im Alltag machen: Stehen wir vor einem Stapel Zeitungen, der sich innerhalb einiger Zeit aufgetürmt hat, vermuten wir – meist zu Recht –, dass die oben liegenden Zeitungen später auf den Stapel gelegt wurden als jene weiter unten. Ähnlich ist es mit archäologischen Schichten: Gegenstände aus tief liegenden Schichten sind üblicherweise älter als solche von der Oberfläche.

Eine dritte, hochpräzise Datierungsmethode kommt hinzu: die Dendrochronologie. Sie nutzt die Tatsache, dass das Wachstum der Pflanzen vom Wetter abhängt. Wegen der ständig wechselnden Abfolgen von Gut- und Schlechtwetterjahren bilden die jährlichen Wachstumsringe der Bäume ein für eine bestimmte Zeit typisches Muster von breit / schmal aus, das als Messkurve aufgezeichnet wird. Aus zahlreichen, unterschiedlich alten, sich überlappenden Kurven hat man eine «Eichen-Standardkurve» erarbeitet, die heute bis 8500 v.Chr., also 10’500 Jahre in die Vergangenheit reicht. Das Jahrringmuster eines in einer Ausgrabung gefundenen Holzes wird – unter guten Voraussetzungen – nur an einer Stelle mit der Standardkurve übereinstimmen, nämlich in jenem Zeitabschnitt, in dem das Holz gewachsen ist.

Eine vierte Methode verwendet den radioaktiven Kohlenstoff (14C, auch als «C14» geschrieben), der wegen der Sonneneinstrahlung in hohen Luftschichten dauernd entsteht. Von dort gelangt er in tiefere Luftschichten, danach in Pflanzen und so schliesslich in Tiere und Menschen, allerdings nur so lange, wie der jeweilige Organismus lebt. Danach zerfällt der Kohlenstoff. Je weniger der ursprünglichen Menge C14 noch in einem Knochen, Holz, Getreidekorn o.ä. vorhanden ist, desto älter ist ein Objekt.

Archäologie – die Kunst des Deutens

Keramik, Geräte aus Stein und Metall, Knochen von Haustieren und Jagdwild, Getreidekörner, verkohltes Obst – alles dient als Informationsquelle. Die Archäologie stellt also nicht primär den «schönen, wertvollen Fund» ins Zentrum, sondern vielmehr die Gesamtheit auch unspektakulärer Objekte und ihre Beziehung zueinander. Bewusst verwendet die Archäologie auch Unscheinbares: Herstellungsspuren an Geräten, Schlachtspuren an Tierknochen, Produktionsabfälle usw. verraten viel über Lebensgewohnheiten, Ressourcen, Technologien etc. Ausserdem werden in modernen Ausgrabungen auch Pflanzenreste, Knochen von Wild- und Haustieren sowie Reste von Kleintieren sorgfältig geborgen: Sie sind nämlich wichtige Indizien für die Art der Landwirtschaft, der Ernährung und die Entwicklung der Umwelt. Denn wie eingangs gesagt: Erzählen zu können «wie es war», längst vergessene Lebensweisen wieder bekannt zu machen – das ist das Anliegen der Archäologie.

Frühere Gesellschaften: was erkennt die Archäologie an materiellen Resten?

Neben der «materiellen Kultur» sind die Organisationsformen der Gesellschaften ein zentrales Element bei der Rekonstruktion des Lebens in früheren Zeiten. Allerdings ist diese Aufgabe ausgesprochen schwierig: Die sozialen Verhältnisse hinterlassen keine oder nur indirekte materielle Spuren. Zudem neigen wir dazu, unsere eigenen Erfahrungen mit «Gesellschaft» unbesehen auf die Vergangenheit zu übertragen. Dabei zeigen die Ethnologie und die Geschichtswissenschaften, dass die sozialen Organisationsformen enorm vielfältig sind und sich stark von dem unterscheiden können, was wir kennen. Eine solche Vielfalt ist auch für die Ur- und Frühgeschichte anzunehmen. So ist davon auszugehen, dass die Kernfamilie, bestehend aus einem monogamen Elternpaar und den gemeinsamen Kindern, nicht immer und überall die «Keimzelle der Gesellschaft» bildete. In Analogie zu historischen und traditionalen Gesellschaften sind andere Paarbeziehungen und Familienformen anzunehmen – so beispielsweise temporäre Zweierbeziehungen, die sich relativ einfach auflösen liessen, oder auch Familien, in denen ein Mann mit mehreren Frauen («polygyne» Familie) bzw. eine Frau mit mehreren Männern («polyandrische» Familie)  «verheiratet» war.

Während es kaum möglich ist, mit archäologischen Quellen Beziehungs- und Familienformen zu rekonstruieren, liegen zu anderen sozialgeschichtlichen Aspekten sehr gute Daten vor. So lassen sich anhand naturwissenschaftlicher Analysen an Knochen und Zähnen Individuen identifizieren, welche aus einer anderen Region stammten, die sich in günstigen Fällen sogar bestimmen lässt. Mittlerweile liegt eine grosse Anzahl solcher Analysen vor. Sie belegen, dass seit der Eiszeit Einzelpersonen und Gruppen erstaunlich mobil waren. Diese mit naturwissenschaftlichen Methoden erzielten Ergebnisse passen gut zu archäologischen Befunden: Auch hier deutet sich an, dass Menschen verschiedener kultureller Herkunft in derselben Siedlung, möglicherweise sogar unter demselben Dach zusammenlebten.

Vermutlich weil bei uns heute das Selbstverständnis und das gesellschaftliche Ansehen eines Individuums in hohem Masse auf seiner beruflichen Tätigkeit beruhen, interessieren wir uns sehr für Fragen rund um die Arbeit, darunter die Rekonstruktion der Aufgaben, die Frauen, Männer und Kinder hatten. Auch hier bieten die sterblichen Überreste der Menschen konkrete Anhaltspunkte, die abschätzen lassen, ob und wie sich eine alters- und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung gestaltete. Überhaupt stellt die Kombination von archäologischen Auswertungen und anthropologischen Untersuchungen der sterblichen Überreste den unmittelbarsten Zugang zu den damaligen Menschen und ihren Lebensverhältnissen dar. In diesem Feld liegt ein grosses Potential, dessen Nutzung gerade erst begonnen hat.

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