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Eisenzeit: Kelten, Räter und Lepontier

Die Publikation zur Eisenzeit: SPM IV.

In den letzten acht vorchristlichen Jahrhunderten wird Eisen zum wichtigsten Werkstoff für Geräte und Waffen – daher die Bezeichnung Eisenzeit (800-15 v.Chr.). Trachtbestandteile und Gefässe können aus Eisen oder weiterhin aus Bronze bestehen. Seit Herodot (um 500 v.Chr.) berichten die Geschichtsschreiber aus dem Mittelmeerraum immer wieder über die Mitteleuropäer – erstmals taucht die Bezeichnung «Kelten» auf; Nachrichten über die «Räter» dagegen finden sich erst später (Strabo, Livius, Cato). Reiche Gräber des 6. Jahrhunderts v.Chr. zeigen, dass es Personen mit herausragender Stellung in der Gesellschaft gibt. Im 4. und 3. Jahrhundert v.Chr. wandern kriegerische Gruppen von Kelten nach Norditalien, Spanien und über den Balkan bis in die heutige Türkei. Im 2. Jahrhundert beginnt eine Entwicklung hin zu stadtartigen Zentren. Zugleich stellen die Kelten erstmals Münzen her, erste Ansätze für eine Geldwirtschaft.
Nach dem missglückten Auswanderungsversuch von 58 v.Chr. sind die Helvetier durch einen – freiwilligen? – Bündnisvertrag mit Rom verbunden (oder an Rom gebunden). Das Tessin wird um 220 v.Chr. römisch, Genf 100 Jahre später, die übrige Schweiz mit dem sog. Alpenfeldzug von 15 v.Chr.

In der Älteren Eisenzeit (800-450 v.Chr.), nach einem Fundort in Österreich auch Hallstattzeit genannt, sowie in der Jüngeren Eisenzeit, die nach einem Fundort unweit des Neuenburgersees auch Latènezeit heisst, sind Mittelland und Jura mit dem süddeutschen Raum und Ostfrankreich kulturell eng verwandt. Das Bündnerland bildet unverändert eine Einheit mit dem heutigen Westösterreich/Südtirol. Im Tessin und im angrenzenden Norditalien blüht die sog. «Golasecca-Kultur». Die keltische Einwanderungsbewegung des 4. Jahrhunderts v.Chr. prägt das Tessin und das Bündner Rheintal. Lebensgrundlage ist unverändert die Landwirtschaft, und wie in der Bronzezeit gibt es spezialisierte Handwerker (Töpfer, Schmiede, Bronzehandwerker etc.).

Siedlungen der Eisenzeit

Abb. 1: Der Weiler Frasses/FR in der Nähe des Neuenburgersees ist eine der ältesten eisenzeitlichen Siedlungen in der Schweiz. Die Holzhäuser standen in einer Bachschlaufe.
(Bild: © SAEF/AAFR)

Mit der Klimaverschlechterung um 800 v.Chr. verschwinden die für uns erkennbaren Seeufersiedlungen. Natürlich bleiben die Seeufer bewohnt, nur hat die Zeit alle Spuren getilgt. Häuser werden nach wie vor in der vertrauten Technik – Holz, Flechtwerk – errichtet. Es sind einfache rechteckige, einräumige Bauten mit gestampftem Lehmboden und zentraler Feuerstelle. Nur im Alpenraum sowie für Verteidigungsbauten werden in grösserem Umfang Steine verwendet.

 

 

 

 

 

Dörfer, Herrensitze und erste Städte

Abb. 2: Geschäftiges Treiben in einem Oppidum.
(Bild: UrgeschiCHte (Basel : Archäologie Schweiz, 2004), 69)

Die prägende Siedlungsform der Eisenzeit ist das Gehöft mit seinen Nebenbauten, z.B. Speichern, mitunter zu Weilern gruppiert. Daneben tritt in der Älteren Eisenzeit ein neuer Siedlungstyp auf. Er ist meist an Fernhandelsrouten gelegen, befestigt und oft mit spezialisierten Handwerksbetrieben versehen. Häufig findet man hier Importe aus dem Mittelmeerraum (Weinamphoren, Trinkgeschirr). Zudem liegen oft reich ausgestattete Gräber unweit der Siedlungen. Die Siedlung auf dem Üetliberg bei Zürich, jene auf der Baarburg bei Zug und die von Châtillon-sur-Glâne (FR) gehören wahrscheinlich auch diesem Typ an. Man kann ihn als politisches Zentrum und Sitz einer wichtigen Persönlichkeit interpretieren, die eine Region beherrscht.

Im Schlussabschnitt der Jüngeren Eisenzeit, ab dem 2. Jahrhundert, kommen befestigte, relative grosse Siedlungen auf, die der römische Feldherr Caesar «oppida» (Einzahl «oppidum») nennt. Die im Mittelland siedelnden Helvetier bewohnen nach Caesar zwölf derartige Siedlungen. Sie liegen an wichtigen Verkehrswegen, sind mit mächtigen Wällen aus Holz, Steinen und Erde gesichert und sind vermutlich politisches, wirtschaftliches und religiöses Zentrum einer ganzen Region. Oppida können als Vorformen von Städten gelten.

Landwirtschaft, Gewerbe und Handel

Abb. 3: Scheibengedrehte Keramik der spätkeltischen Zeit: Fünf Beispiele, die auf der Berner Engehalbinsel gefunden wurden.
(Foto: © Bernisches Historisches Museum)

In der Eisenzeit verstärkt sich der Einfluss des Menschen auf die Umwelt. Grössere Flächen werden zum Anbau von Gerste, daneben auch Weizen und Hirse genutzt. Neu kommt Hafer hinzu. Ferner werden Erbsen, Ackerbohnen und Linsen angebaut. Neben den traditionellen Hakenpflug tritt der Pflug, der die Scholle wendet. Wie die ersten Sensen in unserem Raum belegen, mäht man die Wiesen und legt Heuvorräte für das Vieh an.
Wie schon früher züchtet man Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe. Das Pferd als Prestigeobjekt dient fast ausschliesslich als Reittier. Das aus Südostasien stammende Haushuhn ist bei uns im 6. Jahrhundert v.Chr. erstmals nachgewiesen.
Die neu aufkommende Verwendung von Eisen bedingt mehrere Produktionsschritte. Das Eisenerz wird entweder bergmännisch abgebaut oder in Form von Bohnerz aufgesammelt. Die Aufbereitung dient dazu, den Eisengehalt pro Volumen zu erhöhen; das Rohmaterial wird gewaschen, zerkleinert und geröstet. Die Reduktion erfolgt mit Hilfe von Holzkohle im sog. Rennofen, bei 1000°-1300°. Das Resultat ist der Eisenschwamm, ein poröser Metallblock mit allerlei Schlacke- und Holzkohleverunreinigungen. Er wird durch Erhitzen und Hämmern gereinigt. Die so entstandene Schmiedeluppe wird zu Werkzeugen und Waffen – Schwert, Lanzenspitze und -schuh sowie Schildbuckel – weiterverarbeitet. Ausserdem entstehen Trachtbestandteile wie Gürtelketten, Gürtelhaken und Fibeln (Sicherheitsnadeln gewissermassen), die dem Modewandel unterworfen waren und daher recht genau datierbar sind.
Um 500 v.Chr. übernehmen die Kelten die Töpferscheibe und produzieren fortan gedrehte Keramik. Eine Massenproduktion mit entsprechendem Vertrieb kommt aber erst gegen Ende der Jüngeren Eisenzeit auf. Spezialisierte Handwerker und eigentliche Kaufleute sind lange nur eine kleine Gruppe; wichtig werden sie erst in der späten Latènezeit.
Amphorenbruchstücke und mediterrane Trinkgefässe beweisen, dass Griechen und Etrusker Wein und das zugehörige Geschirr aus ihren Handelsstützpunkten am Mittelmeer zu den nordalpinen Kelten brachten. Was sie dafür erhielten, ist nicht bekannt: Rohstoffe? Kunsthandwerkliche Produkte? Sklaven? Die ausgetauschten Mengen dürften bescheiden gewesen sein.
Ein Handel in grossem Umfang, mit Massenprodukten, ist für die Schlussphase der Jüngeren Eisenzeit belegt. Der Wein aus dem Mittelmeerraum beispielsweise wurde ab dem 2. Jahrhundert v.Chr. in grossen Mengen an die keltischen Adligen verkauft.

Schlaglichter auf eine differenzierte Gesellschaft

Abb. 4: Eine Auswahl von erlesenen Schmuckstücken einer Dame aus Saint-Sulpice/VD (En Péytoleyres, Grab 48): Glas und Gold, Bernstein von der Ostsee und Koralle aus dem Mittelmeer zeugen von weit reichenden Beziehungen.
(Foto: © Musée cantonal d'archéologie et d'histoire, Lausanne, Y. André)

Die Kelten leben in einer weitestgehend bäuerlichen Gesellschaft. Manche Gräber geben uns Hinweise auf höher gestellte gesellschaftliche Schichten. Aus dem Schweizer Mittelland sind einige ausserordentlich reich ausgestattete Prunkgräber des 7./6. Jahrhunderts v.Chr. bekannt. Die Beigaben sind Prestigegüter, oft mediterranen Ursprungs. Sie sind ein indirektes Zeugnis des Kontakts zwischen den Kelten und der Mittelmeerwelt. Vermutlich handelt es sich um diplomatische Geschenke an lokale Machthaber. Die Gesellschaft jener Zeit ist also klar hierarchisiert: Die Machtträger, die man mit einem anachronistischen Begriff «Fürsten» nennt, beherrschen von «Fürstensitzen» aus ein kleines Gebiet. In den inneralpinen Zonen fehlen solche Luxusimporte, mit Ausnahme des Tessins und des Misox. Offenbar haben es die dort Ansässigen verstanden, Gewinn aus dem Handel über die Pässe zu ziehen.
In der Jüngeren Eisenzeit kommen im Gebiet nördlich der Alpen grosse Friedhöfe auf. Prunkgräber wie in der Hallstattzeit verschwinden. Über den Aufbau der spätkeltischen Gesellschaft berichten antike Texte: Zuoberst stehen die adeligen Krieger und mit ihnen die Druiden, die die religiöse Macht innehaben, die Traditionen hüten und ihre Schüler ausbilden. Tiefer gestellt sind das von den Adligen abhängige gewöhnliche Volk sowie die Sklaven. Caesar und andere Schriftsteller nennen Stämme und deren Wohngebiete: Die Helvetier im Mittelland, die Rauraker in der Region Basel und im angrenzenden Jura, die Allobroger in Genf und im französischen Rhonetal, die Nantuaten, Veragrer, Seduner und Uberer im Wallis, die Lepontier im Tessin und im Misox und schliesslich die Räter, ein nichtkeltisches Volk, im Bündnerland, in Westösterreich und Bayern.

Grabriten: mehrfacher Wechsel

Abb. 5: Muttenz-Hardhäuslischlag/BL: Der künstliche Hügel, der schon um 600 v. Chr. angelegt worden war, diente während Jahrzehnten als Begräbnisplatz und barg mindestens zehn Nachbestattungen.
(Bild: © Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)

Die in der Spätbronzezeit übliche Brandbestattung hält sich zunächst; aber noch in der Älteren Eisenzeit setzt sich die Körperbestattung durch und bleibt bis ins 2. Jahrhundert v.Chr. der gängige Ritus. Die Toten werden im Mittelland und im Jura unter Stein- und Erdhügeln beerdigt, die in der Frühphase klein sind. Im 6. Jahrhundert können sie bis zu 20 m Durchmesser erreichen. Oft liegt im Zentrum ein sehr reich ausgestattetes Grab; im Randbereich des Hügels werden mitunter nachträglich weitere Tote bestattet.
Wird die oder der Tote verbrannt, legt man die Reste zusammen mit Schmuck und Trachtbestandteilen in eine Urne und stellt manchmal Beigaben dazu (v.a. Keramik). Körperbestattete Menschen liegen mit ihren Kleidern und ihrem Schmuck, z.T. mit Beigaben und Waffen, in Grabgruben. In besonders reichen Gräbern (sog. Fürstengräbern) ruht der Verstorbene in einer Totenkammer in Blockbauweise. Oft hat er einen vierrädrigen Prunkwagen und Luxusgüter wie Bronzegeschirr und -becken aus dem Mittelmeerraum bei sich.
Seit Beginn der Jüngeren Eisenzeit, kurz nach 500 v.Chr., werden keine Grabhügel mehr errichtet. Die Toten liegen unverbrannt in Einzelgräbern, die Teil kleinerer oder grösserer Friedhöfe sind. Die Frauen erhalten ihren Schmuck (Armreifen, Ringe, Gürtel, verzierte Fibeln), die Männer ihre Waffen (Schwert, Lanze, Schild) mit ins Grab. Ab dem 2. Jahrhundert v.Chr. wird im Schweizer Mittelland die Totenverbrennung wieder die übliche Bestattungsform.
Im Tessin gibt es keine Grabhügel. Im Nordtessin und im Wallis hält sich die Körperbestattung in grossen Friedhöfen bis in den Beginn der römischen Zeit.

Der Umgang mit dem Heiligen

Abb. 6: Eine Holzstatue steht in einem Gewässer vor einer Brücke, von der aus Waffen als Opfer dargebracht werden.
(Bild: UrgeschiCHte (Basel : Archäologie Schweiz, 2004), 75)

Die Kelten verehren viele Gottheiten. Die Zeugnisse des Kultes sind aber schwer zu finden. In den Ostschweizer Alpen (Wartau SG), aber auch im Fürstentum Liechtenstein (Balzers) sowie in Österreich sind sog. Brandopferplätze bekannt, an denen Opfergaben verbrannt wurden. Im Mittelland sind heilige Orte an Ufern von Gewässern nachgewiesen, so in La Tène (NE), Port (BE) und Wauwil (LU). Andere Kultplätze liegen innerhalb von Siedlungen (z.B. Bern-Tiefenau). Gemeinsam ist allen, dass bei Ausgrabungen Waffen, Geräte und Trachtbestandteile zum Vorschein kommen. Oft sind diese Objekte rituell verbogen und daher im Alltag unbrauchbar. In Genf, Villeneuve (VD) und Yverdon (VD) wurden im Seeuferbereich grosse Holzstatuen gefunden, die Gottheiten verkörpern. Antike Texte nennen die Namen keltischer Götter, die nach der Eroberung Galliens oft mit einer entsprechenden römischen Gottheit verschmelzen.

 

 

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