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Bronzezeit: Metall setzt sich durch

Dank SPM III mehr über die Bronzezeit wissen.

Wichtigste Merkmale der Bronzezeit (2200-800 v.Chr.) sind die einsetzende und kontinuierlich zunehmende Verwendung der Bronze, die Stein, Silex und Holz nie ganz verdrängt, sowie die sich im Fundgut abbildende gesellschaftliche Hierarchisierung. Nach wie vor leben die Menschen von Ackerbau und Viehzucht. Spezialisierte Berufe – Bergbau, Bronzehandwerk, Handel etc. – kommen hinzu.
Mit Ausnahme der Hochalpen waren ab der Frühbronzezeit sämtliche geographischen Räume unseres Landes besiedelt. Die Siedlungsgrössen deuten auf eine generelle Bevölkerungszunahme während der Bronzezeit hin.
Die archäologischen Quellen sind während der ersten zwei Jahrhunderte der Frühbronzezeit (2200-1550 v.Chr.) sehr spärlich. Reichlicher werden sie erst mit dem Wiedereinsetzen der Seeufersiedlungen ab dem 20./19. Jh. v.Chr. Hier zeigt sich das vertraute Bild: Die Ostschweiz ist kulturell mit Süddeutschland verbunden, die Westschweiz, inkl. Kanton Bern, mit dem französischen Saone-/Rhonetal. Während der Mittelbronzezeit (1550-1300 v.Chr.) ist das gesamte Schweizer Mittelland samt Jura Teil der grossen zentraleuropäischen Hügelgräberzone – eine erneute Einheit, wie sie am Ende der Jungsteinzeit, während der Glockenbecherkultur, bereits bestand. Während der Spätbronzezeit bilden sich in der Westschweiz und in der Ostschweiz je regionale Sonderformen aus, die aber insgesamt zu einer grösseren Einheit mit Zentrum Ostfrankreich – und nicht mehr Süddeutschland! – gehören.
In Graubünden bildet sich eine eigenständige Kultur heraus; ab etwa 1350 v.Chr. sind Zuwanderungen aus dem Trentino zu erkennen, zudem Einflüsse aus dem Mittelland. Tessin und Misox sind Teil der norditalienischen Kulturen.


Wenig Neues im Hausbau

Abb. 1: Ein spätbronzezeitliches Dorf am See um 1000 v.Chr.
(Bild: UrgeschiCHte (Basel : Archäologie Schweiz, 2004), 49)

Das Schweizer Mittelland dürfte in weiten Teilen unverändert bewaldet gewesen sein. Für die Siedlungen und ihr Umfeld roden die Menschen begrenzte Flächen. Aus einzelnen Phasen der Bronzezeit kennen wir – wie schon in der Jungsteinzeit – Seeufersiedlungen, sog. «Pfahlbausiedlungen» (aus den Jahren ca. 1800-1770, 1680-1500, 1060-800 v.Chr.). Sie zeugen von den vielfältigen Vorteilen, die das Seeufer als Siedlungsareal bot: günstiger Baugrund, der See als Nahrungsmittelreservoir und Verkehrsweg, ferner Schutz vor feindlich gesinnten Mitmenschen, Bodenbewirtschaftung, Verfügbarkeit von Ressourcen (Boden, Wasser, Wald, Rohstoffe), verkehrsgeographisch günstige Lage. Mehrfach mussten die Uferzonen aufgrund einer Klimaverschlechterung bzw. wegen eines Seespiegelanstieges verlassen werden. Zahlreiche Fundstellen zeigen, dass es auch während den «Pfahlbauphasen» eine Vielzahl von Dörfern abseits der Seen gab.
Von den Häusern der Seeufersiedlungen finden sich noch die im Boden steckenden Teile der Wand- und Firstpfosten. Diese sind entweder direkt in den Boden gerammt, oder sie stecken in sog. Pfahlschuhen, die ein Einsinken in den weichen Boden verhindern. Bei einigen Häusern kann man auf leicht abgehobene Hausböden schliessen. Bei Dörfern abseits der Seeufer lassen sich die baulichen Strukturen wegen schlechter Erhaltungsbedingungen nur schwer interpretieren. Am Ende der frühen Bronzezeit tauchen in der Ostschweiz und in Südwestdeutschland erstmals stark befestigte Siedlungen auf. Dieses offenkundig verstärkte Schutzbedürfnis dürfte auf massive wirtschaftliche und soziale Veränderungen zurückzuführen sein.
In den Alpen sind Block- und Ständerbauten üblich; oft sind sie in Zeilen angeordnet.

Wenig veränderte Landwirtschaft

Abb. 2: Ackerbau auf dem Martinskirchsporn in Basel um 900 v. Chr.
(Bild: © Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt)

Die Menschen leben als Selbstversorger von den angebauten Kulturpflanzen und den gesammelten Wildpflanzen sowie von den gehaltenen und gejagten Tieren. Zahlreiche der seit dem Neolithikum bekannten Ackerfrüchte behalten ihre Bedeutung; nur wenige treten neu auf. Am wichtigsten sind: Dinkel, Emmer, Gerste, Hirse und Hülsenfrüchte. Bei den Haustierarten dominieren weiterhin Rind, Schaf, Ziege und Schwein und bei den Wildtieren der Rothirsch. Wie es scheint, wurde das bereits im Neolithikum bekannte Pferd erst ab der Bronzezeit als Haustier genutzt.

Bronze: ein künstlicher Werkstoff

Abb. 3: Bronzeschmiede in einem Bündner Dorf, um 1500 v. Chr.
(Bild: UrgeschiCHte (Basel : Archäologie Schweiz, 2004), 63)

Die Entwicklung der Bronze vom natürlich legierten Kupfer zur Zinnbronze (90% Kupfer, 10% Zinn) dauert einige hundert Jahre. Kupfer kommt im alpinen Raum an verschiedenen Stellen vor (u.a. Oberhalbstein GR). Das für die Herstellung von Bronze notwendige Zinn muss importiert werden. In Westeuropa sind folgende Stellen denkbar: Cornwall (GB), Bretagne (F), Zentralmassiv (F), Iberische Halbinsel (E, P), Toskana (I), Erzgebirge (D, CZ).
Die Herstellung von Gerätschaften aus Zinnbronze ist aufwändig. Sowohl die Kupferverhüttung als auch die komplexe Aufschmelz- und Gusstechnik sowie die feine Bronzebearbeitung erfordern umfangreiche Kenntnisse und stellen hohe Anforderungen an die spezialisierten Handwerker. Fragmente von Gusstiegeln und Gussformen illustrieren, dass die Verarbeitung der Bronze innerhalb der Siedlungen geschah. Funde aus anderen Metallen, z.B. Gold, Silber oder Blei sind sehr selten. Aus der Endphase der Bronzezeit sind erste Gegenstände aus Eisen bekannt.


Handel nach nah und fern

Abb. 4: Die Ankunft eines Händlers bei einer Höhensiedlung.
(Bild: UrgeschiCHte (Basel : Archäologie Schweiz, 2004), 55)

Der begehrte Rohstoff Zinn sowie andere exotische Güter wie Bernstein und Salz kommen entweder über Zwischenhändler zu uns oder in Form des «down-the-line»-Handels, bei dem Güter von Dorf zu Dorf weitergegeben werden. Archäologisch schwer nachzuweisen sind Sklavenhandel, Viehtrieb, Beutezüge usw. Der Unwegsamkeit des Geländes wegen erfolgen sowohl Nah- wie Ferntransporte vorwiegend auf dem Rücken von Menschen oder Tragtieren. Für kurze Distanzen werden zweiachsige Arbeitswagen eingesetzt, die dank einzeln drehenden Rädern und schwenkbarer Vorderachse manövrier- und tragfähiger sind als ihre neolithischen Vorgänger. Der Transport auf dem Wasser wird mit Einbäumen abgewickelt.
In den Siedlungen in den Alpentälern finden sich immer wieder Schmuckobjekte und Keramikgefässe des 2. und frühen 1. Jahrtausends v.Chr., die aus dem nördlichen Voralpengebiet oder dem oberitalienischen Raum stammen und Zeugnis dafür ablegen, dass Händler den beschwerlichen Weg ins und durchs Gebirge auf sich nahmen. Die Alpenbewohner dürften diesen Transithandel kontrolliert und als Führer und «Unternehmer» beim Transport über die Alpen fungiert haben.

Nicht alles war aus Bronze

Abb. 5: Spätbronzezeitliches Keramikensemble aus Grab 70 von Pully-Chamblandes/VD.
(Foto: © Musée cantonal d'archéologie et d'histoire, Lausanne. Photo Fibbi-Aeppli)

Vor allem aus den Ufersiedlungen kennen wir enorme Mengen an Hausrat. Dort haben sich dank dem Abschluss vom Luftsauerstoff auch Objekte aus organischen Materialien erhalten.
Wie schon im Neolithikum ist in der Bronzezeit Holz das wichtigste Rohmaterial, beim Hausbau ebenso wie bei der Herstellung zahlreicher Gefässe und Geräte (Schüssel, Tasse, Schöpfer, Löffel, Knieholm, Pfeilbogen, Handgriff). Für die Zeit nach 1060 v.Chr. liegen zahlreiche wesentliche Neuerungen vor: Verzierungsreichtum und neue Holzbearbeitungsgeräte aus Bronze (Stechbeitel, Dechsel, Ziehmesser, Fuchsschwanz- und Bügelsäge).
Generell wird Keramik in grosser Zahl produziert. Berechnungen haben ergeben, dass ein Haushalt 60-90 Gefässe besass. Die frühbronzezeitlichen Gefässe stehen noch ganz in der Tradition des ausgehenden Neolithikums. Nachdem die Keramik in der mittleren Bronzezeit vorübergehend von schlechterer Qualität ist, erreicht sie in der Spätbronzezeit mit einer grossen Formen- und Verzierungsvielfalt sowie einer hohen Herstellungsqualität einen eigentlichen Höhepunkt (Polieren der Gefässoberfläche mittels Steinen, Einlage aus Metall oder organischen Materialien, Auflage aus Zinn, Bemalung; Töpferofen).
Wie erwähnt verzichten die Menschen der Bronzezeit nicht auf Werkzeuge aus Stein. Bei den Geweihartefakten fällt eine Vielzahl neuer Formen und Verzierungen auf, welche sich offensichtlich an den vielfältigen bronzenen Vorbildern orientieren: Pferdetrensen, Messergriffe, Tüllenharpunen, zweiseitig zugespitzte Geschossspitzen sowie kleine, zylindrische, verzierte Dosen aus Hirschgeweihsprossen mit hölzernen Böden und Deckeln.
Die bronzezeitliche Gewebe- und Geflechtherstellung steht mit Ausnahme einiger Neuerungen ganz in neolithischer Tradition. Nebst den bereits seit dem Neolithikum verarbeiteten Rohstoffen (u.a. Baumbast, Schilf, Binsen, Lein) wird nun vermehrt Wolle als Textilfaser verwendet. Fallspindel und senkrecht stehender oder leicht schräger Gewichtswebstuhl stehen im Einsatz. V.a. aus der Spätbronzezeit sind zahlreiche farbige Glasperlen bekannt, die möglicherweise in Norditalien hergestellt wurden.

Differenzierter Umgang mit Toten

Abb. 6: Spätbronzezeitliche Bestattungszeremonie (Brandbestattung) in Vidy-Lausanne am Ende des 10. Jh. v.Chr.
(Bild: © Musées cantonaux, Sion ; Musée cantonal d'archéologie et d'histoire,
Lausanne et Musée d'art et d'histoire, Genève. Dessin : André Houot ; mise en
couleur : Jocelyne Charrance)

Zu Beginn der Bronzezeit werden die Toten mehrheitlich noch nach neolithischem Ritus bestattet: in sog. Hockerstellung mit Blick Richtung Osten; Männer auf der linken Seite liegend, mit Kopf im Norden, Frauen auf der rechten Seite liegend, mit Kopf im Süden. Später sind Bestattungen in gestreckter Rückenlage in Flachgräbern mit Steinumfassung üblich. Aufgrund der geringen Anzahl bekannter Gräber ist anzunehmen, dass nicht alle Toten ein Grab erhalten. Die Verstorbenen werden in ihrer Tracht bestattet; einzelne erhalten noch zusätzliche Beigaben. Aus den Frauengräbern kennen wir vor allem Schmuck: Nadeln, Ringe und Anhänger aus Bronze. Aus den Männergräbern stammen Dolche und Beile aus Bronze sowie Anhänger (durchbohrte Tierzähne, Steine, Bernstein).

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts v.Chr. ändert sich sowohl die Zusammensetzung der Beigaben und der Trachtausstattung als auch die Grabform. Die Toten werden nun in Gruppen unter Grabhügeln bestattet (Hügelgräber- bzw. Mittelbronzezeit). Manchmal zeigt sich in einem Grabhügel eine hierarchische Ordnung: Im Zentrum befindet sich das «Zentralgrab» (vermutlich eine sozial hochgestellte Person), am Rande liegen die sog. Nachbestattungen. Es sind Baumsärge und Leichentücher nachgewiesen. Parallel dazu entwickelt sich die Sitte der Brandschüttung: Verbrennung des Leichnams und Deponieren/Ausstreuen der Asche in einer Grube. Allerdings bestehen zwischen den einzelnen Landesteilen markante Unterschiede: Grabhügel im Mittelland, Flachgräber und Körperbestattungen im Wallis, Brandbestattungen in Graubünden.
Ab Beginn der Spätbronzezeit dominieren Friedhöfe mit Einzelbestattungen und Brandschüttungsgräber in immer kleineren Grabgruben, teilweise mit Steinabdeckung. Der Leichenbrand sowie Reste der Tracht, Speisebeigaben und Gefässe sind oft in einer Urne deponiert (daher der Ausdruck «Urnenfelderzeit»). In der Westschweiz gibt es während der gesamten Urnenfelderzeit auch Körperbestattungen.

Versteckte Güter: Gaben an Gottheiten?

Abb. 7: Spätbronzezeitliche Bronzemesser aus Zürich-Haumesser.
(Foto: © Kantonsarchäologie Zürich)

Die Menschen der Bronzezeit legen im Bereich eines markanten oder speziellen Geländemerkmals – bei oder unter einem Steinblock, in einer Felsnische, in einer Höhle, bei einem Passübergang – zahlreiche, meist bronzene Gegenstände nieder, oder versenken sie in oder an einem Fluss, See, Moor oder einer Quelle. Diese Aktivitäten sind wohl in erster Linie als Ausdruck von religiösen Vorstellungen, also Opfer- und Kulthandlungen, und erst sekundär als Verwahr- oder Versteckfund zu deuten.

 

 

 

 

Geweihte Orte

Abb. 8: Die 1907 im Engadiner Museum in St. Moritz aufgestellte originale Quellfassung, 1520-1411 v. Chr. (C14- und Dendrodatierung). (Foto: © M. Oberhänsli, Archäologischer Dienst Graubünden)

Quellen sind auch im Alpenraum ein Ort der Verehrung von speziellen Naturkräften und Gottheiten. In St. Moritz im Engadin wird die an Mineralien reiche Quelle in ausgehöhlten Lärchenstämmen gefasst. Man weiht der Gottheit, die man dort vermutet, Bronzeschwerter, einen Dolch und eine Schmucknadel. Die Gegenstände wurden bei Ausgrabungen am Grund der Quellfassung gefunden. Ausserdem werden exponierte Felsplatten als heilige Plätze verehrt und mit reichen Ritzzeichnungen verziert.

 

 

 

 

Dynamik in der Gesellschaft

Abb. 9: Hochdorf-Baldegg/LU. Im frühbronzezeitlichen Dorf wurden zahlreiche Schmuckgegenstände geborgen, darunter Bronzenadeln und Perlen aus Bernstein, das aus dem Baltikum stammt.
(Foto: © Kantonsarchäologie Luzern)

Die Kontrolle über den Rohstoffhandel scheint schnell zur Herausbildung von strukturierten Gesellschaften geführt zu haben, was sich in den reich ausgestatteten Gräbern andeutet. Der Handel mit den Rohstoffen fördert weiträumige Kontakte. Innerhalb dieses europäischen «sozio-ökonomischen Netzwerkes» werden nicht nur Güter, sondern auch Ideen ausgetauscht. Vor allem die Bronzegegenstände, aber auch die Keramik zeigen starke kulturelle Einflüsse über grosse Distanzen (z.B. aus dem mittleren Donauraum).

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